Pensées: Ein Ausflug nach Oostende

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  1. Am nächsten Tag wollen wir mit dem Zug nach Gent und nach Antwerpen fahren, gleich in der Früh, damit es sich noch auszahlt.
  2. Also gehen wir sicherheitshalber am Vormittag zum Bahnhof, um die Tickets zu kaufen. Und um zu sehen, wie lange wir zum Bahnhof brauchen.
  3. Im Bahnhof sehen wir, dass in 10 Minuten ein Zug nach Oostende fährt.
  4. Warum nicht, sagt mein Mann, und kauft Tickets nach Oostende.
  5. Oostende kenne ich schon von meiner Kindheit. Aber nicht richtig. Wenn ich mit meiner Mutter nach einem Besuch bei meiner Oma von Kärnten nach Salzburg fuhr, nahmen wir den Zug von Split nach Oostende. Der Zug war sehr lang und die Garnituren waren abgetragen. Wie das in einem Fernreisezug so ist, waren die Abteile voller Müll und rochen nicht gut. Split und Oostende wurden so für meine Kinderwelt zu schmuddeligen Orten, in die ich sicher nicht reisen wollte.
  6. Das hat sich so sehr in mein Unterbewusstsein eingegraben, dass ich selbst jetzt skeptisch bin.
  7. Aber wir fahren. Die Fahrt dauert nur 20 Minuten.
  8. Der Bahnhof von Oostende ist ein herrschaftlicher rauer Klotz mit großem Fenster und hunderten Radabstellplätzen.
  9. Gleich neben dem Bahnhof liegt ein Teil des Hafens, ein Bild erinnert an die Befreiung Oostendes vor 70 Jahren, es hängt hier schon eine Weile.
  10. Ein Schild erklärt, dass das Füttern der Möwen strengstens verboten ist, weil es die Tiere aggressiv macht. Bis zu 250€ Strafe kann man sich mit dem Füttern einhandeln.
  11. Wir gehen den Pier entlang. Die Stadt wirkt grau und wenig einladend. Aber wir wollen ohnehin zur Nordsee.
  12. Am Pier sind viele Stände. Mit Fritten oder mit Fischsnacks aller Art. An manchen von ihnen hängen ausgenommene, aufgeschnittene Fische zum Trocknen. Sie wirken eher wie etwas, aus dem man sich Schuhe nähen, als etwas, das man essen würde.
  13. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir das Meer. Der Sand hat einen warmen Braunton, das Meer ist grau.
  14. An der Strandpromenade stehen leuchtendrote Kunstwerke, die wie zerknüllte Papiertüten aussehen. Dahinter sind Hochhäuser. Es muss schön sein, hier zu wohnen und auf Meer schauen zu können. Der Satz „This would never happen if we lived by the sea” von Billy Bragg fällt mir ein.
  15. Der Strand ist ziemlich breit. Ein befestigter Weg führt zum Meer. Schilder verbieten Hunde und das Baden. Ein gutabgeschirmtes Zelt wirbt für eine Sandskulpturenausstellung mit Stars. Mich interessiert das nicht.
  16. Es ist sehr windig und kühl. Wo der Weg auf das Meer trifft, ist er mit dicken Betonklötzen befestigt. Das Meer wirkt nicht unruhig, trotzdem spritzt die Gischt ab und zu heraus.
  17. Wir spazieren noch ein bisschen am Strand entlang. Mein Mann steckt die Füße in die Nordsee. Mir ist es zu kalt und zu windig dafür.
  18. Dann gehen wir zurück zum Bahnhof. An den Essensständen vorbei.
  19. Ich kaufe eine gemischte Fischplatte. Und Pommes. In Belgien muss man die probiert haben, denke ich, mit der Erwartung, eben Pommes zu bekommen. Aber ich werde überrascht: Die Fritten sind außen knusprig und innen weich, viel besser als Pommes normalerweise bei uns. Irgendwie schaffen das die Belgier, alles mögliche fettige Zeug mit einer Knusperhülle zur Herrlichkeit zu machen.
  20. Die Mayo dazu ist auch gut, die würde aber für meinen Geschmack für fünf Portionen reichen.

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Über Karin Koller

Biochemist, Writer, Painter, Mum of Three
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